Château de Versailles

L'Opéra royal
Die Königliche Oper

 

 

Programm 2022/2023 (Pdf-Datei)
Programm 2021/2022 (Pdf-Datei)



Die königliche Oper... vor 1770


Das königliche Opernhaus wurde erst 1770 eingeweiht.
Doch bereits seit den 60er des 17. Jahrhunderts hielt sich der Sonnenkönig immer öfter in Versailles auf - 1682 zogen der Hof und die Regierung komplett nach Versailles um.
 Das Fehlen eines Opernhauses verlangte daher seit den 1660ern enorm viel Einfallsreichtum, Aufwand und Kosten.


7. Mai 1664 - 13. Mai 1664
Les fêtes des Plaisirs de l'Ile Enchantée

Im Westen des Schlossparkes - heute der Ort, an dem sich das Bassin d’Apollon befindet - wurde anlässlich der Feierlichkeiten ein temporäres Theater errichtet.
Hier wurde am 8. Mai Molière's Princesse d’Élide uraufgeführt.
Für drei weitere Molière-Werke - Les Fâcheux (11. Mai), Premiere von Tartuffe (12. Mai) und Le Mariage Forcé (13. Mai) - errichtete man im Schloss ein weiteres Theater.
 Diese temporären Theaterplätze wurden nach den Feierlichkeiten wieder abgerissen.


18. Juli 1668
Le Grand Divertissement royal

Anlässlich dieser Feierlichkeit wurde im Schlosspark am Ort des zukünftigen Bassin de Saturne ein luxuriöses Theater aufgebaut. Die Konstruktion bestand aus Pappemarché, welches so gestaltet und bemalt wurde, dass es wie aus Marmor und Lapislazuli zu bestehen schien. Das Theater bot Platz für 1.200 (!) Gäste.
Hier wurde Molière's George Dandin uraufgeführt.
 Wie schon in 1664 riss man das Theater nach der Feierlichkeit wieder ab.


4. Juli - 31. August 1674
Les Divertissments de Versailles
In der Zeit vom 4. Juli bis 31. August 1674 wurden an sechs Tagen gigantische Feste in Versailles gefeiert und einige Theaterstücke aufgeführt:
04.07.1674... Lully's Alceste im Marmorhof
11.07.1674... Quinault's L'Églogue de Versailles in einem, nahe dem Trianon de Porcelaine errichteten Theater.
19.07.1674... Molière's Le Malade imaginaire in der Thetis-Grotte
18.07.1674... Racine’s Iphigénie - Uraufführung in einem, in der Orangerie errichteten Theater


ab 1681
In diesem Jahr ließ der Sonnenkönig ein erstes festes Theater im Palast bauen: den Salle de la Comédie. Das Theater wurde im Erdgeschoss des Palastes zwischen dem Hauptgebäude und dem Südflügel eingerichtet, also an der Stelle, an der sich heute der Durchgang vom Königshof zum Schlosspark befindet.
Der Salle de la Comédie hatte baulich schon Theatercharakter, mit einem halbrunden Zuschauerbereich und Logen, die in die Wände eingelassen wurden.
 An der Südwand des Theaters, in Richtung der Prinzentreppe, befand sich die königliche Tribüne, die aus einer großen, zentralen Loge und zwei kleineren Logen bestand.


1688 - 1715
Im Jahr 1688 ließ Louis XIV im Nordflügel des Grand Trianon ein kleines Theater errichten. 1703 wurde dieses jedoch wieder zerstört, um es durch ein neues Appartment für den König zu ersetzen.

Der Salle de la Comédie war für Theaterstücke geeignet, nicht jedoch für größere Arrangements. Daher wich der Hof bei großen Aufführungen auf die Grand Manège der Grand Écurie aus, auch wenn dieser Ort ebenfalls nur begrenzten Platz bot.

Bereits in 1685 begann der Sonnenkönig, den Bau eines gigantischen Theaters zu planen, in dem nicht nur einfache Theaterstücke stattfinden konnten, sondern auch Ballette und Opern mit Maschinen, die für Spezialeffekte sorgten. Er orientierte sich dabei am großen Salle des Machines im Tuilerienpalast in Paris. Dem König missfiel die Vorstellung, für solche Aufführungen extra nach Paris zu reisen, dem Ort, der für ihn so schlimme Kindheitserinnerungen barg.
Aus diesem Grund musste Versailles ein Theater bekommen, welches noch viel größer als das in den Tuilerien war. Geplant war, dieses im Nordflügel des Palastes zu errichten, doch der Ausbruch des Pfälzischen Erbfolgekrieges in 1688 verhinderte den Beginn des Bauvorhabens.
 Letztendlich gelang es dem Sonnenkönig nicht mehr, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Erst sein Nachfolger realisierte das Bauvorhaben.


1715 - 1729
Nach dem Tod des Sonnenkönigs zogen der junge König Louis XV und sein Hof vorerst nach Paris. 1722 kehrte der Königshof nach Versailles zurück.
Bis 1729 wurden vorerst nur die schon unter Louis XIV für Theater verwendeten Räumlichkeiten (Salle de la Comédie, Grand Manège) weitergenutzt.


1729 - 1745
Anlässlich der Feierlichkeiten zur Geburt des Thronfolgers im Jahr 1729 wurde im Marmorhof ein temporäres Theater für Aufführungen errichtet. Auch der Salle de la Comédie und die Grand Manège behielten ihre bisherige Theaterfunktion.

 
Uraufführung von Rameau's La princesse de Navarre am 23.02.1745
in der Grande Écurie, anlässlich der Hochzeit des Thronfolgers
(Charles-Nicolas Cochin)

 
(Detail)


1746 - 1765
König Louis XV, der das Privatleben bevorzugte, begann jedoch, sich mehr und mehr für kleinere Aufführungen im privaten Kreis zu interessieren. Zu diesen Anlässen ließ er in den Salons seines Petit Appartement, vorrangig in der Petite Galerie, diverse vorübergehende Theater (genannt «Théâtres des cabinets») einrichten.
Im Jahr 1748 wurde dann erstmals die Botschaftertreppe (Escalier des ambassadeurs) in ein Theater umfunktioniert. Das großzügige Treppenhaus bot genug Platz gar für Opernstücke. Die Marquise de Pompadour, Louis' berühmte Mätresse, spielte in der dort aufgeführten Oper Acis et Galathée sogar selbst mit:

 
(1749, Charles-Nicolas Cochin)

Die Botschaftertreppe wurde bereits zu Zeiten des Sonnenkönigs für offizielle Anlässe verwendet, allerdings nur für Konzerte.
Mit dem Abriss der Treppe im Jahr 1752 verlor der Hof einen wichtigen Theaterort.
 An der Stelle der Botschaftertreppe wurde das Appartement von Madame Adélaïde, Louis' Tochter, errichtet.

Doch nicht nur die Botschaftertreppe entfiel in diesen Jahren als Örtlichkeit für große Aufführungen. Auch die Grand Manège ging als Theaterplatz verloren, als die Grande Écurie im 1751 durch ein Feuer zerstört wurde.

Der König wurde damit unweigerlich gezwungen, für Abhilfe zu sorgen. Zwar stand immernoch der vom Sonnenkönig 1681 errichtete Salle de la Comédie als Theaterort zur Verfügung, doch war dieser schon lange nicht mehr ausreichend für die inzwischen immer häufiger veranstalteten Großaufführungen.
Ein neues, festes Theaterhaus musste gebaut werden. Der König griff daher die alten Pläne seines Vorgängers wieder auf: ein Salle de Spectacle sollte am Ende des Nordflügels entstehen. Doch erneut machte ein Krieg (der Siebenjährige Krieg, 1756-1763) dem Vorhaben vorerst einen Strich durch die Rechnung.

Endlich, im Jahr 1763 gab der König dem Architekten Ange-Jacques Gabriel den Auftrag zum Bau eines Opernhauses. Der Bau startete 1765 und wurde 1770, rechtzeitig zur Vermählung des Thronfolgers Louis-Auguste, vollendet.
Bereits im Jahr 1769 war der alte Salle de la Comédie abgerissen worden, um einen Durchgang vom Königshof zum Schlosspark zu schaffen.


... ab 1770


Die Königliche Oper ist ein integrierter Bestandteil des Versailler Schlosses und befindet sich am Ende des Nordflügels.
Das dreistöckige Gebäude wurde von Jacques-Ange Gabriel zwischen 1769 und 1770 erschaffen. Die Vorbereitungen begannen jedoch schon 1765.
Der Bau der königlichen Oper stellte eine der letzten großen Baumaßnahmen des Ancien Régime dar.
 Das Innendekor stammte von Augustin Pajou.

Das Opernhaus wurde für Bankette und Theateraufführungen verwendet und bot Platz für 712 Operngäste bzw. 1.200 Bankettgäste.
Der besseren Akkustik wegen wurde es komplett aus Holz gebaut und dann mit unechtem Marmor bemalt.
 Die königliche Loge wurde bewusst im unteren Rang versteckt - ohne, durch einen Balkon hervorgehoben zu werden. Dies erlaubte König 
Louis XV., ungesehen zu kommen und zu gehen.

Eine damalige Sparmaßnahme sorgte dafür, dass der Boden des Orchesterraumes auf die Höhe der Bühne angehoben werden konnte. Dies ermöglichte je nach Bedarf die Verdoppelung der Bodenfläche, z.B. für die Ausrichtung von Banketten.

Im Jahre 1770 fand die feierliche Einweihung der Oper anlässlich der Hochzeit des französischen Thronfolgers Louis Auguste mit der österreichischen Erzherzogin Marie Antoinette statt. Gespielt wurde zu diesem Anlass am 16.05.1770 Lully’s Persée.

Aus Kostengründen wurde der Opernsaal unter Louis XVI. nicht sehr oft in Anspruch genommen.
 Bedeutende Aufführungen waren:

 

TagAufführungAnlass
05.05.1777Castor et Pollux
Jean-Philippe Rameau
Besuch von Joseph II., Marie Antoinettes Bruder
23.05.1782La Reine de Golconde
Michel-Jean Sedaine
 
29.05.1782

Iphigénie en Aulide
Christoph Willibald Gluck

Ninette à la Cour
Maximilien Gardel

 
05.06.1782MaskenballBesuch des Comte und
der Comtesse du Nord (Großherzogenpaar Paul und Marie Feodorovna von Russland)
14.06.1784

Armide
Christoph Willibald Gluck

Besuch von Gustav III. von Schweden


Am 01.10.1789 fand im Opernhaus das Bankett der Königlichen Leibgarde statt, welches anlässlich der Ankunft des Flandrischen Regiments veranstaltet wurde.
Das Regiment von Flandern war angereist, um die Königliche Familie gegen die Revolutionäre in Paris zu schützen. Die Soldaten schworen dem anwesenden Königspaar ihre Loyalität.
In Paris hingegen fasste man dieses Bankett - angestachelt durch den Marat - als Angriff gegen die junge Revolution auf. Wenige Tage später marschierte das Pariser Volk aufgebracht nach Versailles und holte das Königspaar nach Paris.
Das Bankett vom 01.10.1789 war die letzte Veranstaltung in der Oper von Versailles zu Zeiten des Ancien Regime.


... nach der Französischen Revolution


Nachdem die Königsfamilie Versailles am 06.10.1789 verlassen hatte, wurden der Palast und die Oper geschlossen.
 Während das Versailler Schloss unter Napoléon I. einige Veränderungen erlebte (Neudekorierung einiger Teile des Gemachs der Königin für die Kaiserin Marie-Louise), blieb die Oper noch einige Zeit in ihrem Dornröschenschlaf.

Im Zweiten Kaiserreich veranlasste König Louis-Philippe I. die Restaurierung des gesamten Schlosses. Dabei wurde die Königliche Oper von Frédéric Nepveu stark verändert.
1837 fand mit Molières Le Misanthrope erstmals wieder eine Theateraufführung in der Oper statt.
 Ein weiteres Event war das große Galadinner am 25.08.1855, anlässlich des Staatsbesuchs von Königin Victoria von England und Prinz Albert.

Während der Pariser Kommune 1871/1872 machte Edmond de Joly die Oper zum Sitz der Nationalversammlung. Diese Funktion behielt die Oper bis 1876.
Von 1876 bis 1879 kam hier der Senat zusammen.
 Ab 1876 verlor die königliche Oper also ihre einstige Hoftheatereigenschaft.


... heute


Zwischen 1952 und 1957 erfolgte schließlich eine großangelegte Restaurierung der Oper.
Die offizielle Wiedereröffnung fand am 09.04.1957 in Gegenwart von Königin Elizabeth II. von England statt. Präsentiert wurde der 2. Akt von Rameaus Les Indes Galantes.

Seit der Wiedereröffnung in 1957 wurden in der Oper bis heute eine Vielzahl an Opern und Musicals aufgeführt.
 Das einst größte Theater Europas gehört zu den wenigen Theaterhäusern des 18. Jahrhunderts, die bis heute erhalten blieben.

Im Juni 2007 wurde die Oper wegen erneuter Restaurierung geschlossen, um die Sicherheitsstandards zu aktualisieren, siehe auch » Restaurierungen: Oper.
 Die Wiedereröffnung wurde am 21.09.2009 gefeiert. Seitdem wird die Oper rege für diverse Konzerte und Theateraufführungen genutzt.



Fotos


Vestibül der Oper:

November 2011 
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Eingang zum Zuschauerraum

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Blick in den Zuschauersaal


Foyer der Oper:

[derzeit keine Fotos]


Opernsaal:

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Deckengemälde


Außenansichten:

Juli 2010 
Blick vom Garten auf den Palast und das Dach des Opernhauses

 

 

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