Schloss Herrenchiemsee
« Das bayerische Versailles »
Mitte Juli 2010 gelang es mir endlich, das schöne Schloss Herrenchiemsee zu besuchen. Verwöhnt von meinen ausgiebigen Fototouren in Versailles, war ich jedoch sehr enttäuscht, im Herrenchiemseer Schloss nicht fotografieren zu dürfen.
Zudem ärgerte mich der unsaubere Zustand des Schlosses... unverständlich, dass ein solcher Schatz offenbar nicht gepflegt wird.
Doch zu alledem später mehr...
Die Herreninsel
Die Herreninsel ist mit ihren 238 ha die größte der drei Chiemsee-Inseln (Herreninsel, Fraueninsel, Krautinsel). Ihren Namen "Herreninsel" oder auch "Herrenchiemsee" erhielt die Insel von dem auf ihr gegründeten Männerkloster, während sich auf der benachbarten Fraueninsel ein Nonnenkloster befindet.
Um 1130 wurde die Klostertradition der Herreninsel durch die Gründung eines Augustiner-Chorherrenstifts an gleicher Stelle erneuert.
Im Jahr 1873 kaufte König Ludwig II. von Bayern die Herreninsel und errichtete hier schließlich - zum Ruhme des Sonnenkönigs - seine Versailles-Kopie, Schloss Herrenchiemsee.
«Märchenkönig» Ludwig II. von Bayern
Um auf die Herreninsel zu gelangen, nimmt man z.B. in Prien die Fähre zur Überfahrt. Während der Fahrt kann man die herrliche Umgebung und den Anblick der Alpen im Hintergrund genießen:
Königsschloss Herrenchiemsee
« Neues Schloss »
Nach fünf Jahren der Planung, begann man 1878 endlich mit der Errichtung des neuen Palastes nach den Plänen von Georg von Dollmann.
Zur Vollendung des Baus kam es nie. König Ludwig II. verstarb 1886 und später wurden Teile des Palastes wieder abgetragen.
6. Entwurf (1868/69) von Georg von Dollmann für das
später als Schloss Herrenchiemsee realisierte Bauprojekt
Grundriss des Neuen Schlosses Herrenchiemsees, 1878, unvollendet
Besonders beeindruckend jedoch empfand ich die Kopie der Botschaftertreppe.
Während Louis XV. diese berühmte Prunktreppe seines Vorgängers in Versailles 1752 abreißen ließ, ist es in Herrenchiemsee hingegen möglich, eine Kopie der Botschaftertreppe zu bewundern.
Doch dazu später mehr...
Zeichnung von 1887
Postkarte von 1911
Auch der Schlosspark blieb unvollendet.
Mit seiner Errichtung wurde 1876 nach den Plänen des Hofgärtendirektors Carl von Effner begonnen.
Entwurf der Gartenanlage für Schloss Herrenchiemsse (1875, Carl von Effner)
Es sollte ein großer Garten nach dem Vorbild des Versailler
Schlossparks werden, doch beim Tod des Königs 1886 war nur die Hauptachse beinahe fertiggestellt. Dem dazugehörigen Apollobassin z.B. fehlt die bedeutende Skulpturengruppe.
Interessante Links |
• Herrenchiemsee-Homepage |
• Gesamtplan der Insel |
Nach dem etwa 10-minütigen Weg durch bewaldetes Gebiet, eröffnet sich dem Besucher plötzlich der wunderschöne Anblick des Palastes mit dem Schlossgarten im Vordergrund:
Fasziniert von dem Gefühl, hier schon einmal gewesen zu sein - schließlich blickt man auf eine verkleinerte Kopie des Versailler Schlosses und Schlossparks - , darf man nicht vergessen, auch einen Blick hinter sich zu wagen. Denn dort erstreckt sich die Lindenallee mit dem "Grünen Teppich" sowie das unvollendete Apollo-Bassin und der Kanal mit Zugang zum Chiemsee:
Den Blick zurück auf das Gartenparterre gerichtet, befindet sich vor einem das Pendant des Versailler Latona-Parterres. Mittig thront Latona mit ihren Kindern. Links und rechts befinden sich je ein kleineres Bassin; die beiden Bassins besitzen jedoch keine Figuren, wie man das von den Eidechsenbassins in Versailles kennt:
Das Bassin der Latona ähnelt sehr dem Versailler Original; leider auch im Bezug auf den restaurierungsbefürftigen Zustand (Stand 2010):
Über die Stufen hinter dem Latona-Bassin gelangt man hinauf zum Wasserparterre und blickt auf die Gartenfassade des Schlosses:
Der Versailler Palast ist sandsteinfarben, Herrenchiemsee wirkt gräulich.
Stellt man sich auf die Terrasse, erhält man diesen hübschen Blick über das Wasserparterre:
Auch dieser Anblick erinnert stark an Versailles. Nur die beiden Brunnen inmitten der beiden Wasserbassins bilden den Unterschied, denn diese gibt es in Versailles nicht.
südliches Bassin & Fortuna-Brunnen:
nördliches Bassin & Fama-Brunnen:
Für den recht kleinen Schlosspark wurden zudem die beiden, seitlichen Versailler Jagdtierbrunnen kopiert:
• nördlicher Marmorbrunnen mit den Nachbildungen der bleiernen Jagdtiergruppen sowie den Marmor-Statuen der Diana und Venus:
• südlicher Marmorbrunnen mit den Nachbildungen der bleiernen Jagdtiergruppen sowie den Marmor-Statuen der Amphitrite und Flora:
Den Palast selbst kann man nur durch die Teilnahme an einer etwa einstündigen Führung besichtigen.
Fotografieren darf man im Schloss leider nicht, so dass ich keine Fotos zeigen kann. Lediglich die Vorhallen habe ich fotografiert, während ich auf den Beginn der Führung wartete:
Bevor ich nun die einzelnen Gemächer vorstelle, muss ich leider anmerken, dass sich die Schlossverwaltung offensichtlich keinerlei Mühe bei der Erhaltung und der Sauberkeit dieser kostbaren Räume gibt. Ganz deutlich zu sehen waren teils zentimeterdicke (!) Staubschichten auf Kronleuchtern, Möbeln und Staubflusen auf den Betthimmeln bzw. den dort angebrachten Federn.
Die fehlende Pflege der kostbaren Einrichtung setzte sich leider im Schlosspark durch verschmierte Skulpturen fort.
Anmerkung der Autorin:
Ich erhielt kurz nach dem Veröffentlichen dieses Beitrags (2010) einen bösen Kommentar, laut dem die Schreiberin sich über diese meine Unterstellung der staubigen Gemächer beschwerte. Wie man sieht, habe ich meine Meinung dazu nicht gelöscht, denn sie stimmte nunmal zum Zeitpunkt meines Besuches damals. Und die Dicke der Staubschicht ließ nicht gerade vermuten, dass am Vortag aus Versehen das Staubwischen vergessen wurde.
Nichtsdestotrotz hoffe ich, in den kommenden Jahren Herrenchiemsee wieder einmal besuchen zu können und mir ein aktuelles Bild über die Zustand der Gemächer und des Außenbereichs machen zu können.
Während der Führung besichtigt man die nachfolgenden Gemächer. Zuerst wird man durch einige (heute unbedeutende) Gänge geführt und gelangt über das Vestibül zum ersten Besichtigungsort, der Prunktreppe (Kopie der einstigen Botschaftertreppe von Versailles). Von hier aus geht es sofort ins Obergeschoss; deshalb beginnt die Zimmeraufzählung dort:
Obergeschoss
Prunktreppenhaus
Hierbei handelt es sich um eine Kopie der berühmten, aber nicht mehr existenten Versailler Botschaftertreppe.
Hartschiersaal
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Erstes Vorzimmer
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Zweites Vorzimmer
Dieser Saal ist dem Versailler Salon de l'Œil de Bœuf nachempfunden.
Paradeschlafzimmer
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Beratungssaal
Dieser Saal wurde dem Versailler Salon du Conseil nachempfunden.
Große Spiegelgalerie
Die Spiegelgalerie des Märchenkönigs hat eine Länge von 98 m und ist damit länger als ihr Versailler Original.
Friedenssaal
Sein Vorbild ist der Salon de la Paix in Versailles.
Kriegssaal
Sein Vorbild ist der Salon de la Guerre in Versailles.
Entgegen der o.g. Salons des Großen Gemachs, ähneln die weiteren Salons nicht mehr dem Versailler Original. Hier beginnen die im Rokokostil eingerichteten Kleinen Gemächer. Sie wurden zu Ehren des Königs Louis XV von Frankreich erbaut:
Schlafzimmer
Eine linksseitige Geheimtür im Schlafzimmer führte den König ins Bad, die rechtsseitige Geheimtür führte zu einer Wendeltreppe ins Erdgeschoss, zum dortigen Ankleidezimmer.
Blauer Salon
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Arbeitszimmer
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Speisezimmer
Das Speisezimmer beherbergt einen versenkbaren Speisetisch. Im Erdgeschoss wurden die Speisen darauf angerichtet, der Tisch fuhr anschließend hinauf zum König und erlaubte diesem das ungestörte Dinieren, ohne Bedienstete.
Porzellankabinett
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Kleine Galerie
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Nördliches Treppenhaus
Das dem südlichen Prunktreppenhaus gegenüberliegende nördliche Treppenhaus zeigt sich unvollendet im Rohbau. Nach dem Tod des Königs wurde es nicht weiter fertiggestellt.
Dennoch beeindruckt der Anblick, da man hierin die baulichen Ursprünge der südlichen Prunktreppe gut nachvollziehen kann.
Über das nördliche Treppenhaus gelangt man nun wieder zurück ins Erdgeschoss.
Erdgeschoss
Man gelangt hier zuerst in einen Durchgangsraum, in dem sich die Vorrichtung für den versenkbaren Speisetisch des darüberliegenden Speisezimmers befindet.
Es folgen:
Badezimmer
Das Badezimmer ist sehr beeindruckend. Es besteht aus einem großen runden Bassin, das von einem schmalen Rand umgeben ist und in das zwei Treppen hinein führen.
Die beiden Treppen waren bei der Führung leider durch eine darüber liegende Brücke (zum Überqueren des Bassins) verdeckt, doch ein kurzer seitlicher Blick hinunter reichte, um die Treppen sehen zu können.
Ankleidezimmer
In dieses Ankleidezimmer, unterhalb des Schlafzimmers, gelangte der König über die kleine Wendeltreppe, die sich hinter der rechtsseitigen Geheimtür des Schlafzimmers befindet.
Hier endet die Schlossführung.
Wer Zeit mitgebracht hat, dem empfehle ich den Besuch des König Ludwig II.-Museums im Erdgeschoss des Schlosses.
Sonstige Gebäude der Herreninsel
Augustiner-Chorherrenstift
« Altes Schloss »
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Kupferstich in der "Topographia Germaniae des Matthaeus Merian" um 1644
ehemaliges Augustiner Chorherrenstift, Altes Schloss Herrenchiemsee, Fresko der Gesamtanlage
Seekirche zum Heiligen Kreuz
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Organisatorisches
Schloss Herrenchiemsee | |
geöffnet | täglich |
April - Mitte Oktober |
9:00 - 18:00 Uhr (letzte Führung um 17:00 Uhr) |
Mitte Oktober - März |
9:40 - 16:15 Uhr (letzte Führung um 15:40 Uhr) |
Wasserspiele im Schlosspark | |
Mai - 3. Oktober |
zu jeder halben und vollen Stunde für etwa 15 min |
König Ludwig II.-Museum | |
geöffnet | täglich |
April - Mitte Oktober | 9:00 - 18:00 Uhr |
Mitte Oktober - März | 10:00 - 16:45 Uhr |
Museum im Augustiner-Chorherrenstift | |
geöffnet | |
April - Mitte Oktober | 9:00 - 18:00 Uhr |
Mitte Oktober - März | 10:00 - 16:45 Uhr |
Gemäldegalerie Maler am Chiemsee (im Augustiner-Chorherrenstift) |
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geöffnet | täglich |
April - Mitte Oktober | 9:00 - 18:00 Uhr |
Mitte Oktober - März | 10:00 - 16:45 Uhr |
Gemäldegalerie Julius Exter (im Nordflügel des Augustiner-Chorherrenstifts) |
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April - Mitte Oktober | täglich, 9:00 - 18:00 Uhr |
Mitte Oktober - März | geschlossen |
Hinweis: |
... mit dem Auto / Bus |
Über die Bundesautobahn A8 (Salzburg-München) - Ausfahrt Bernau - nach Prien am Chiemsee. Am Kreisverkehr vor Prien der Beschilderung folgen (Chiemsee bzw. Königsschloss). * |
... mit öffentlichen Verkehrsmitteln |
Mit der Deutschen Bahn nach Prien am Chiemsee (Fahrzeit von München ca. eine Stunde). Vom Bahnhof Prien am Chiemsee verkehrt während der Sommersaison die Chiemsee-Bahn zur Schiffsanlegestelle Prien/Stock. Zu Fuß erreicht man den Anlegesteg in etwa 30 Minuten. * |
* Hinweis: |
Gesamtkarte
Königsschloss Herrenchiemsee (Führung), |
normal:
ermäßigt: |
Einzelkarte Museum u. Gemäldegalerien |
normal:
ermäßigt: |
Kombiticket "Königshäuser"
• berechtigt zum einmaligen Besuch der |
18,00 € |
Wichtige Hinweise | |
freier Eintritt für:
• Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren gegen Vorlage des Schülerausweises ! • Reiseleiter und Kraftfahrer von Reiseunternehmen |
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Ermäßigter Eintrittspreis für:
• geschlossene Reisegesellschaften und Besuchergruppen mit mindestens 15 zahlenden Teilnehmern gegen Vorlage entsprechender Nachweise ! |
Führungen
[Infos folgen]
Herrenchiemsee-Festspiele
Jährlich finden die Herrenchiemsee-Festspiele auf der Herreninsel statt.
Während der letzten Jahre orientierten sich diese an speziellen Jubiläen (z.B. 2006 das Mozartjahr).
2010 wandten sich die Festspiele mit dem Titel "Sonnenkönige & Schattenreiche" (13.07.-25.07.2010) wieder dem eigentlichen Thema - König Ludwig II. von Bayern - zu.
Homepage der Festspiele |
www.herrenchiemsee-festspiele.de |
Programmübersicht |
Ausstellungen
Datum | Ausstellung |
2011 | |
x | x |
2010 | |
22.05.2010-03.10.2010 |
Pomeranzen-Gold |
rechtlicher Hinweis:
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