Château de Versailles

Leben am Versailler Hof

 



Der Sonnenkönig hatte 1682 den gesamten Hof nach Versailles verlegt.
Nur so hatte er jeden einzelnen Adligen stets in seiner Nähe und vor allem: unter seiner Kontrolle. Die Erinnerung an seine Kindheit, der Kampf um den Thronerhalt während der Fronde, ein Kampf gegen den hohen Adel, der zuviel Macht beanspruchte - Louis XIV wusste nur zu gut um die Folgen eines starken Adels und sorgte entsprechend vor, um nie wieder einen Machtverlust erleben zu müssen. ER war der König, der absolute Herrscher, und würde den Adel in die Abhängigkeit des Königs drängen, ohne Macht und politischen Einfluss. Dies war sein Ziel für Versailles und ein strenges Hofzeremoniell, die ständige Ablenkung und Beschäftigung des Adels durch berauschende Feste und Amusements waren Louis’ unschlagbare Mittel.
Er zwang den Adel, sich in der Sonne des Königs wärmen zu wollen, niemand durfte Versailles für längere Zeit, ohne seine Zustimmung, verlassen.
Als blendende Gegenleistung beehrte Louis seine Untertanen mit diversen Freundlichkeiten. Er benannte eigens die Gäste seiner Feste, Begleitungen auf Reisen und Spaziergängen. Es war wahrlich Blendung, denn niemand war erfinderischer als er, mit der Eifersucht seiner Untertanen zu spielen.
Durch diese Kleinigkeiten verlieh er Auszeichnungen, man fühlte sich geehrt.
Andererseits bedeutete es Zurückweisung, wurde man nicht eingeladen.
Und so buhlte man um die Gunst des Königs, ging freiwillig in die Abhängigkeit, denn Louis XIV ermunterte die Eifrigen unablässig mit kleinen Aufmerksamkeiten dazu - er lockte, blendete und verführte seine Untertanen und zog sie in seinen Bann… und an seinen Hof.

Doch war es eine Herausforderung, all die Höflinge in Versailles unterzubringen.
Das Hauptgebäude um das alte Jagdschloss herum, diente hauptsächlich der Königlichen Familie. Die großen Seitenflügel und die Nebengebäude hingegen waren für den Hofstaat vorgesehen.
Zum Hof selbst gehörten 1.000 Adlige, 4.000 Bedienstete, 10.000 Soldaten und 5.000 Diener. Eine Unterbringung all dieser Menschen im Palast war natürlich nicht möglich, nur etwa 5.000 davon lebten im Schloss. Der größere Teil des Personals war in der Stadt untergebracht.

Der Palast war zudem keinesfalls der Öffentlichkeit verschlossen. Das Leben des Königs war Teil der französischen Nation. Fast nichts geschah ohne Publikum - seien es nun die Mahlzeiten des Königs oder die Niederkünfte der Königin.

Aufgrund des öffentlichen Zugangs zum Schloss entstanden jedoch auch die merkwürdigsten Geschichten. So hielt man jahrhundertelang an Erzählungen fest, wie unappetitlich die hygienischen Zustände bei Hofe seien. Sowohl das Volk als auch die Adelsleute hätten in den Gängen des Schlosses ihre Notdurft verrichtet. Waschen sei zudem verpönt gewesen, weil man im Wasser Erreger für Krankheiten und Epidemien vermutete. Feine Damen hätten versucht, den Dreck und Gestank mit Puder und Parfum zu überdecken.

Mittlerweile steht außer Frage, dass gerade in Versailles die Hygiene groß zelebriert wurde. In Versailles gab es die edelsten Baderäume und zahlreiche Kloschüsseln. Louis XIV. soll ein Sauberkeitsfanatiker gewesen sein, der seine Kleidung dreimal am Tag wechselte.

Und Louis XVI. ließ sich später sogar Frankreichs erstes Wasserklosett mit Toilettenspülung einbauen.

 

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