Château de Versailles

Wasserversorgung des Schlossparks

Maschine von Marly (1722, Pierre Denis Martin)



Eine große Herausforderung stellte die Wasserversorgung der Schlossanlage und die der Brunnen und Fontainen im Park dar. Die heutigen Grandes Eaux (die großen Wasserspiele) benötigen einige tausend Liter Wasser pro Sekunde!
Louis XIV. gelang zum Ende seiner Regierungszeit gerade mal, genügend Wasser zur Verfügung zu stellen, um für zwei Stunden die Bassins des Schlossparks eins nach dem anderen zu füllen, nie jedoch alle gemeinsam.

Die Wasserversorgung begann zunächst mit dem Teich von Clagny. Er stellte unter Louis XIII. noch die einzige Wasserquelle dar, unter Louis XIV. dann zunächst die Hauptwasserquelle.
Mit Errichtung des Stadtteils Clagny im 18. Jahrhundert, verschwand der Teich schließlich.
Ein weiterer Teich - Puant, was "stinkender Teich" bedeutete - war höchstens dafür geeignet, das Schweizer Becken zu bewässern.

Wegen der Ausbreitung des gigantischen Schlossparks, musste man auch bei der Wassersuche immer mehr in die Ferne ausweichen, bis man 1681 schließlich im Norden die Seine erreichte, deren Wasser man bald darauf nach Marly umleitete.

Die größte Schwierigkeit lag darin, dass die Seine bedeutend tiefer lag als Versailles: um 162 m.
Das Wasser aus dem Seinetal musste also zunächst auf die umgebenden Anhöhen gebracht werden und zudem für ausreichend Gefälle gesorgt werden, damit es über Aquädukte bis zum Schloss gelangte und außerdem noch genügend Druck für den Betrieb der Fontainen besaß.
Um den Höhenunterschied von 160m zu überwinden, musste ein mechanisches Pumpwerk konstruiert und erbaut werden - für die damalige Zeit ein technisches Wunder !

Die Pläne dieser sogenannte «Maschine von Marly» stammten vom könglichen Ingenieur Arnold de Ville (1653-1722). Der Zimmermann Rennequin Sualem (1645-1708) setzte sie schließlich in die Tat um.

Plan der Maschine von Marly 
Maschine von Marly 

Das Südufer einer Flußschleife der Seine (unterhalb des Schlosses Marly-le-Roi) diente als Standort der Maschine. Von hier aus wurde das Wasser von 14 Wasserrädern (je ø 12m) und 250 Pumpen bergauf befördert. Zusätzliche Pumpstationen ließen das Wasser auf seinem Weg nach Versailles den Höhenunterschied überwinden.

Der Bau der Maschine von Marly kostete 4.000.000 Livres.
Am 16.06.1684 fand die Einweihung und Betriebsaufnahme in Anwesenheit des Königs statt.

Maschine von Marly 
Maschine von Marly (1722, Pierre Denis Martin) 

Angekommen in Versailles, wurden die Wassermengen in diversen über- und unterirdischen Speichern gesammelt und von dort zu den Bassins des Schlossparks weitergeleitet.
Einige von diesen alten Speichern existieren heute noch:

• die 1673 entstandenen Speicher unterhalb des Parterre d'Eau
• die drei überirdischen Speicher in der Rue des Réservoirs aus dem Jahre 1667
• der verborgene Wasserturm aus 1684 in der Rue du Peintre Le Brun
• das große Wasserbecken von 1685 auf dem Hügel von Montbauron

Den erwünschten Erfolg brachte die Maschine jedoch nicht, denn es konnten, wie bereits erwähnt, immer nur einzelne Bassins bewässert werden.
Zudem verursachte der Betrieb der Maschine in der näheren Umgebung einen ohrenbetäubenden Lärm.
Die kostspielige Wartung der aus Holz bestehenden Maschine führte schließlich dazu, dass 1758 einige Teile der Maschine außer Betrieb genommen wurden.
1817 begann dann der Abriss der ursprünglichen Maschine. 1859 nahm ihre Nachfolgerin den Dienst auf.

Maschine von Marly (1830 Georges Muller)

1963 wurde der Betrieb entgültig eingestellt, die Maschine wurde 4 Jahre später abgerissen. Die weitere Wasserversorgung von Versailles erfolgte über elektronische Pumpen.

 

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